13. Dezember 2025
Roberta hat die Freuden des Krallenschärfens an heimischen Möbelstücken (und eigens dafür bereitgestellten Paketen) für sich entdeckt und reiht sich damit in die hiesige Tradition der feliden Zerstörungswut ein.
Als (selbstverständlich vollkommen wirkungslose) Disziplinarmaßnahme hatte sie dann mit mir zusammen die Michelangelo-Fresko-Szene von der Erschaffung Adams nachzustellen.



04. Dezember 2025
Unser riesiger alter Walnussbaum (ca. 80 Jahre) wurde gefällt, weil er morsch geworden war. Nun sieht mit einem Mal nicht nur der Garten gänzlich anders aus (nicht so katastrophal, wie ich befürchtet hatte, aber etwas weniger wild, eher menschengemacht, etwas mehr wie ein üblicher Schrebergarten), sondern ich ertappe mich auch dabei, wie sich gewisse biozentrische Intuitionen im Hintergrund des Bewusstseins zu Wort melden. Nach gewissenhafter Prüfung bin zwar immer noch der Auffassung, dass Pflanzen keiner Rechte i.e.S. des Wortes bedürfen – die Trauer über den Baum ist zwar nicht unwirklich, aber doch etwas anderes als die Trauer über verstorbene Subjekte. Mit dem Baum fehlt nicht nur ein ästhetischer Anker, der so lange so prägend für den Garten war, sondern auch ein Stück Lebensraum für diverse Tiere, denen der Garten ja ebenso gehört wie uns (drei quirlige Eichhörnchen wären hier vorneweg zu nennen, für die wir nun erstmal einige gekaufe Walnüsse bereitlegen…). Was mir bei der Prüfung der „biozentrischen Intuition“ aber nochmal klar geworden ist: Diese seltsame Baum-Manie, die es in der Biozentriker-Szene gibt (Stichwort: Peter Wohlleben…) dürfte wohl weniger damit zu tun haben, dass Bäume tatsächlich geheimnisvolle Quasi-Subjekte wären, sondern eher etwas damit, dass sie uns fast immer überdauern. Es ist wohl diese de-facto-Ewigkeit, mit der uns Bäume konfrontieren, die sie uns so sympathisch macht: Zu wissen, da gibt es etwas, das älter ist, älter wird, vielleicht sogar schon immer älter war als man selbst. Genau das merke ich im Moment, jetzt, wo der Walnussbaum-Opi weg ist. Seit vielen Jahren hat sich in seinem Schatten eine kleine selbstausgesäte Eiche emporgearbeitet, die wir nun freigeschnitten haben, sodass sie sich gut entfalten kann. Sie wird nun sicher noch etwas schneller wachsen – aber es wird, zumindest in meiner Lebensspanne, keinen Baum mehr in diesem Garten geben, der die Größe und den Umfang des Walnussbaum-Opis erreicht.
Hier ein Bild aus besseren Tagen, dann die aktuelleren.






20. November 2025
Die kleine Lina ist heute gestorben, eine der weißen Hybrid-Hennen, die wir erst seit Oktober bei uns hatten. Sie war ein unglaublich liebenswürdiger, sehr quirliger und, wie mir schien, fast ausnahmslos gut gelaunter Wirbelwind. Lina, du wirst uns fehlen.
03. November 2025
Während die vergangenen Wochen mit so einigen mal mehr, mal weniger großen gesundheitlichen Problemen bei den Tieren gefüllt waren, geht es langsam wieder alles etwas ruhiger und entspannter zu. Gestern war sogar Zeit für einen kurzen Besuch im Lichtkunstmuseum, quasi um die Ecke…

01. Oktober 2025
Heute schnell ein Besuch an der guten alten Ruhr-Uni. Keine Welt-, aber fast eine Zeitreise. Hat es dieser fiese Beton-Brutalismus also doch geschafft, einem ans Herz zu wachsen. Wer sich für die vielen künstlerischen Seiten der RUB interessiert, wird hier fündig.







30. September 2025
Diese Tage, wenn der Morgen in trüben Dunst gehüllt ist. Nebelschwaden, die ins Haus kriechen, an der Türschwelle nicht warten wollen. Der Gesang der Vögel, alle Geräusche darin seltsam lauter, präsenter. Ich kann nicht behaupten, dass ich das nicht mag.
24. September 2025
Neben all dem beinahe schon alltäglichen Elend der Tiere gibt es doch immer wieder jene Peaks an Brutalität und moralischer Durchtriebenheit, die einen in Schockstarre versetzen. Gestern eine Enthüllung von SOKO Tierschutz über ein Versuchslabor, das sich nach außen als Bio-Erdbeer-Farm gibt, faktisch aber zigtausende Kaninchen hält, die man – nach einem kurzen Leben in winzigen Metallboxen – schlicht und einfach leerpumpt, um ihr Blut dann an finanzkräftige Pharma-Konzerne verscherbeln zu können. Teuflisch, diese Symbiose an krimineller Energie und vollkommener Gleichgültigkeit. Besonders perfide: die Kaninchen erhalten jeweils ein Stück Holz. Zum „Spielen“. Ihren ansonsten vollkommen leeren Metallkäfig teilen sie sich dann mit einem Kantholz, das man ihnen aus reiner Herzensgüte zugesteht. Von allen Grausamkeiten, die dieser Hof zu bieten hat, finde ich diese fast noch am schlimmsten: Der erbärmliche Versuch, sich als Wohltäter zu gerieren.
18. August 2025
Es geht wieder los.

27. Juli 2025
Selbst so schnöde Tätigkeiten wie das Schlafen werden von Roberta mit der nötigen existentiellen Dramatik vollzogen…

23. Juli 2025
In der ZEIT durfte unlängst eine Funktionärin der Kampagne „Tierversuche verstehen“ einen Pro-Tierversuchs-Beitrag publizieren, ohne ihre Verbindung zu dieser Kampagne zu nennen. Auch die Redaktion hat es offenbar versäumt, hier kritisch nachzufragen. Anlass genug, eine kleine Diskussion mit der KI Claude zu führen 🙂




20. Juli 2025
In der SZ heute ein Bericht über den Glaubenseinbruch in Deutschland, dazu Spekulationen über die Gründe und mehr oder weniger verzweifelte Appelle, dass Kirche und Glaube für das Funktionieren einer Demokratie unabdingbar seien. Darüber kann man streiten – der Versuch, Religion auf dem Weg funktionalistischer Notwendigkeitsbeschwörungen zu retten, dürfte dennoch ins Leere gehen. Schlimmer aber finde ich, dass hier wieder einmal zwei Dinge vermengt werden: Man betont, dass Religion ein Gegengewicht zu gewaltätigen Ideologien sei (was auch nur zum Teil stimmen dürfte, wenn man an die enormen Schnittmengen der kath. Kirche mit rechten Kreisen und zuletzt auch die regelrechte kirchliche Hetze gegen Fr. Brosius-Gersdorf denkt), und zugleich bedient man sich nichtsdestotrotz dann gleich selbst einer tierfeindlichen Ideologie, um diese vermeintliche Ideologiekritik zu äußern. Wer Ideologien nur zurückweisen kann, in dem er/sie neue Opfer produziert, ist wohl selbst ideologisch-verbrämter, als ihm/ihr lieb sein dürfte.

14. Juli 2025
Der kleinen Roberta (unsere Fundkatze, s.u.) geht es prima – sie hat sich erholt, ist deutlich gewachsen und hat auch die Hunde bereits ganz auf Linie gebracht… mir „hilft“ sie heute bei der Erstellung einer Powerpoint… als KINI-Assistentin, sozusagen…

29. Juni 2025
In Bayern wurde vor einigen Tagen ein Wels von der Polizei erschossen, weil er Menschen „angegriffen“ hatte. Menschen, die den immer kleiner werdenden Lebensraum von Tieren auch noch als Freizeittummelfläche nutzen und sich dann darüber eschauffieren, dass das Tier sich wehrt bzw. seine Familie verteidigt. Besonders schön, dass diese Menschen in den Medien immer wieder als „Badegäste“ gelabelt wurden, was ja wunderbar freundlich und zurückhaltend klingt, obwohl sie doch mal so gar keine wirkliche Gast-Attitüde an den Tag zu legen gedachten. Vielleicht müsste man künftig von Bade-Invasoren sprechen, das wäre zumindest treffender. Über derartige Kriminalisierungsversuche gegenüber Tieren und die moralischen Exkulpationen von Menschen gibt es in der ZEIT-Reihe „Pflichtverteidigung“ einen lesenswerten Beitrag von David Hugendick unter der Überschrift „Der arme Hai“.
18. Juni 2025
Im Moment ist die Medizin der Stichwortgeber der Stunde – und auch, wenn es glücklicherweise nur um Routine-Dinge geht, nimmt das gerade viel Zeit ein. Abigail wurde vergangene Woche operiert, sie hat eine neue Linse bekommen, weil sie der graue Star zuvor deutlich eingeschränkt hat. Alles ist gut gelaufen, aber anstrengend war es schon (für sie natürlich, aber auch für mich). Weil so ein Eingriff nicht beim TA um die Ecke erledigt werden konnte, mussten wir dafür bis nach Niedersachsen – und schon die Hinfahrt über die Autobahn war schrecklich: Jeder dritte LKW war ein Tiertransport. Die Stromlinienförmigkeit der Autobahn zwingt einen in einen derart entsetzlichen, jeden Widerstand brechenden Gleichtakt mit diesen Todestransporten, dass es nicht zum Aushalten ist. Auf dem Rückweg bin ich deswegen über Land gefahren – und habe, mitten im Münsteraner Niemandsland, ein winziges, halbtotes Kätzchen am Straßenrand gefunden. Nun haben wir also seit letzter Woche eine neue Mitbewohnerin. Die kleine Roberta wurde sofort medizinisch durchgecheckt und behandelt, und sie hat sich gut erholt und mischt hier nun die Truppe auf…


05. Juni 2025
Vergangene Woche habe ich meine erste Klimaanlage gekauft – ein mobiles und (nicht ganz) kleines Ding, das den Sommer etwas angenehmer machen wird. Vor allem für die Hunde, die als nun schon ältere Herrschaften immer sehr unter den hohen Temperaturen leiden. Noch vor ein paar Jahren hätte ich das nicht für möglich gehalten, weil mich der nicht ganz geringe Energiebedarf dieser Geräte zu sehr abgeschreckt hat, aber nun ist es so gekommen. Jede:r weiß, welche Wohltat gekühlte Räume in den immer wärmer werdenden Sommern sind. Und mich erleichtert es schon jetzt zu wissen, dass die Hunde den Sommer über zumindest eine kühle Rückzugsmöglichkeit haben. Und doch ist die Ankunft dieses kleinen Maschinchens auch ein Abschied von einer Naturbeziehung, bei sich noch darauf vertrauen ließ, dass man „draußen“ – was auch immer das im Einzelfall heißt – schon klarkommen würde, dass das „Draußen“ ein lebbarer Ort ist. Und dann ist da noch die Gefahr, dass wir in den gekühlten Räumen langsam aber sicher vergessen, wie es den anderen Tieren da draußen geht, gerade in den Hitzesommern…und erst denen, die ihr Leben lang eingekerkert sind in Dreck, nie endendem Geschrei und unerträglicher Hitze.
25. Mai 2025
With a little help from above – endlich etwas Regen. Die Gelegenheit genutzt, mit Tobi einen langen Waldspaziergang einzulegen.

22. Mai 2025
Seit ein paar Stunden ist da dieses Gefühl von Phantomregen: Noch am Schreibtisch sitzend und den Blick vom Fenster abgewandt, denke ich plötzlich, es hätte begonnen zu regnen. Aber nichts da. Bislang zumindest. Hermes geht es im Übrigen wieder gut – alle Diagnostik ist gelaufen, ohne Ergebnis. Es bleibt zwar rätselhaft, was endgültig hinter seinen Symptomen steckte, aber immerhin scheint nun erstmal Entwarnung gegeben werden zu können.
23. April 2025
Vor rund 18 Monaten ist Hermes dem ‚Tod von der Schippe gesprungen‘ – nach einer bis heute ungeklärten Autoimmun-Erkrankung ging es ihm nun lange Monate wieder deutlich besser, aber seitdem war da, meist im Hintergrund, aber doch vernehmbar, diese Angst, dass da noch was nachkommt. Und nun könnte es soweit sein, er hat wieder unklare Werte, Ursache unbekannt….bislang bei weitem nicht so dramatisch wie im Herbst 2023, aber natürlich trotzdem nicht schön. Wir versuchen alles, dem Problem auf den Grund zu gehen…

19. März 2025
Seit vier Wochen hat es so gut wie nicht geregnet, und man hört rein gar nichts dazu in den Nachrichten, nur leerdrehende Ergebenheitsadressen an das „schöne sonnige Wetter“. Ein Tiertransporter kippt auf der A1 um – und wieder diese Phrasen aus dem Radio: Die Tiere, die „geflüchtet“ seien, würden jetzt schnellstens wieder „in Sicherheit gebracht“…ja genau, wo sonst ist man schließlich sicherer aufgehoben als im heimeligen Schlachthof…
04. März 2025
Frühlingskringel, der: Ring- bzw. halbkreisförmiges Gebilde aus zuckersüßem, anlehnungsbedürftigem Hund

29. Januar 2025
Gerade die große Runde mit den Hunden für heute gelaufen – mit viel mehr vorfrühlingshaftem Sonnenschein als eigentlich angekündigt war. Oft stellt sich nach diesen Ausflügen ein Gefühl tiefer Ruhe und großen Glücks ein: Die Hunde liegen im Arbeitszimmer, schlafen, ich sitze am Rechner, alle offiziellen Aufgaben sogar bereits erledigt.

Dann ist die Zeit für das eigentliche Schreiben. Und zu Lesen gab es auch: Eine sehr schöne Buchbesprechung zu „Unwriting Nature“, über die ich mich sehr gefreut habe:

Und auch das kann ich nun endlich von der Bucketlist streichen: Direkt neben Franz Kafka genannt zu werden – der Nov./Dez.-Ausgabe der „Neuen Wege“ sei Dank.

09. Januar 2025
Unbestätigte Eisbären-Sichtung in NRW…



06. Januar 2025
Unser Neuling Tobi hat sich gut eingelebt – er liebt den Garten und hat dort richtig Spaß – was wiederum für uns eine große Freude ist, ihn so ausgelassen (naja, für sein hohes Alter) sehen…
23. Dezember 2024
Schaffen wir es, noch einen Hund bei uns aufzunehmen? Haben wir die Zeit, die Ressourcen? Den Mut, nochmal ganz neu mit einem schon sehr alten Hund zu starten? Was ist mit den anderen Hunden (Katzen und Hühnern), können sie sich gut mit noch einem weiteren Kollegen arrangieren, muten wir ihnen zu viel zu? Immerhin: Uns geht es so gut – da wird das doch möglich sein, oder? Diese Überlegungen und Fragen haben uns nun seit einiger Zeit begleitet, sich mal mehr, mal weniger deutlich ins alltägliche (Unter-)Bewusstsein geschoben. Es gab viele Gespräche, viel Nachdenken, viel Austausch mit anderen. Und dann schließlich einen Entschluss.
Und seit einem Monat ist er nun bei uns: Tobi, ein großer, sanfter Mischling aus einem rumänischen Shelter. Der wunderbare Verein Natino e.V. hat ihn vermittelt, wofür wir sehr dankbar sind. Viele, viele Jahre hat Tobi in dem Shelter bei Wind und Regen, klirrender Kälte und sengender Hitze in einem winzigen Kennel sitzen müssen. Jahr für Jahr muss das Leben dort in unerträglicher Langsamkeit an ihm vorbeigezogen sein, jeder Tag wie der vorherige, vielleicht mal etwas weniger kalt, etwas weniger warm, aber immer hungrig. Notdürftig versorgt wurden die Hunde von einigen rumänischen Tierschützern, die ohne irgendeine staatliche Unterstützung, selbst hochbetagt und ohne wirkliche Ressourcen und Möglichkeiten, doch ein großes Herz hatten. Weil die Mittel derart knapp waren, gab es über lange Jahre hinweg ausschließlich Knochen für die Tiere dort. Kein Wunder, dass er gesundheitlich ziemlich mitgenommen ist: Lange hat er unter einem heftigen Milbenbefall gelitten, der eine schlimme Räude verursacht hat – geplagt von großen, kahlen und furchtbar juckenden Stellen seiner Haut.
Tobi ist schon sehr alt – mindestens 10, wohl eher 12 oder 13 Jahre, ganz genau lässt sich das kaum sagen. Dementsprechend bringt er einige altersbedingte Baustellen mit: Arthrose, Herzprobleme, und noch einiges mehr, was wir nun Schritt für Schritt angehen.
Bei allem Neuem, das Tobi nun begegnet, bei allen Gründen, die er deswegen hätte, aufgeregt und vielleicht auch manchmal verängstigt zu sein, ist er unvorstellbar sanftmütig, vorsichtig und umsichtig. Er hat es uns viel leichter gemacht, als wir es ihm je hätten machen können. Das Einzige, was für ihn noch wirklich ungewohnt ist: Mit einem eigenen Namen, und ganz generell: angesprochen zu werden. Das mag für uns seltsam klingen, weil es für uns so normal ist – aber gemeint zu sein, das ist wohl eine Erfahrung, die wirklich neu für ihn ist: Als Subjekt gesehen zu werden, wo er doch vielleicht schon selbst fast vergessen hatte, eins zu sein. Seit einigen Tagen merkt er aber, dass er tatsächlich gemeint ist, wenn diese vier Buchstaben zu hören sind, aus denen sein Name besteht. Dann guckt er interessiert – aber immer noch so, als könnte er es nicht recht glauben.

26. Oktober 2024
Gerade arbeite ich an einem neuen Buchprojekt, das sich einem Thema widmet, um das es im akademischen Bereich bemerkenswert still, und wie ich finde: zu still geworden ist. Es geht um die sog. Tierversuche – gerade erst habe ich für das erste große Kapitel Unmengen an Texten gelesen, vor allem historische Beiträge sowie ältere Vivisektions-Lehrbücher. Nichts, was man gern liest, vorsichtig gesagt – aber um zu verstehen, wie Menschen auf die Idee kommen, andere Wesen rücksichtslos und vollständig für eigene Zwecke instrumentalisieren zu können, war diese Lektürephase außerordentlich lehrreich. Zur Abwechslung war dann ein Tapetenwechsel nötig: Kurz waren wir mit den Hunden an der holländischen Küste. Kam insgesamt gut an.



06. September 2024
Gestern ist Brunhilde gestorben, unsere Ausbrecher-Königin, die am liebsten die Nachbarschaft ausgekundschaftet hat und morgens immer am lautesten gerufen hat, wenn das Tor des Hühnergeheges zum Garten (ihrer Meinung nach) nicht schnell genug geöffnet wurde. Ach Bruni, wir hatten so gehofft, noch mehr Zeit miteinander zu haben.



23. August 2024
„Nichts ist schwerer zu wissen, als was wir eigentlich sehen“, hat Maurice Merleau-Ponty einmal geschrieben, und er hat recht. Ausgerechnet die Unschärfe eines Fotos – seltsam genug, und heute eigentlich nur technischer Makel – trägt erst die ganze Tiefe des eigentlichen Bildes. Abigail, die durch den Garten rast und der Kamera entkommt.

18. Juli 2024
Die erste subtile Erinnerung daran, dass der Sommer in nicht allzu ferner Zukunft in den Spätsommer übergehen wird. Wie seltsam, dass man das Naturschöne so lange und so vehement mit dem Guten zusammendenken wollte.

10. Juli 2024
Im Augenblick begeistert mich unser Gartenteich in einer bislang unbekannten Weise – was für ein einzigartiges Biotop dieser kleine Fleck Erde ist, hier sind Molche, Wasserkäfer, Schnecken, Wanzen…und so viel Grün. Soweit ich die Gärten der Nachbarschaft kenne, ist unser Teich zudem die einzige größere Wasserquelle der Umgebung (und dementsprechend gut besucht u.a. von den Vögeln).




23. Juni 2024
Während das Sommersemester langsam in seine heiße Phase übergeht und ich zugleich an einem größeren Artikel schreibe, plätschert der Alltag ungewohnt ruhig vor sich hin – alle Tiere sind gesund, und Hermes‘ Medikamente konnten wir nun endlich absetzen (seit der krassen Thrombozytopenie im Okt./Nov. vergangenen Jahres hatte er Cortison nehmen müssen, das wir nun sehr langsam und in immer kleiner werdenden Dosierungen ausgeschlichen haben). Etwas Neues gibt es aber doch: Friedwart hat eine neue, sommertaugliche Frisur. Die abrasierten Haare haben wir für die (spätbrütenden) Vögel zur Selbstbedienung in den Garten gehangen (s. Foto). Kurz darauf lese ich dann, dass man dies gar nicht tun sollte, weil sich Jungvögel an den längeren Haaren verletzten könnten. Also schnell wieder weg mit der haarigen Selbstbedienungstheke…



17. Mai 2024
…es gibt Wildtierkamera-Nachschub: Auch ein Igel wurde gesichtet, zudem eine weitere Katze, die die Kamera recht interessant zu finden schien.
14. Mai 2024
Schon etwas länger haben wir Wildtierkameras im Garten stehen, um mal zu sehen, was so los ist, wenn nichts los ist. Wie sich herausgestellt hat: Eine ganze Menge – Mäuse, Tauben, Amseln, (uns unbekannte) Katzen, eine davon hochschwanger, Hühner und auch einige zufällig aufgenommene humanoide Wesen… (die Temperaturangaben in den Videos stimmen, die Datumsangaben nicht). Es ist jedes Mal spannend, die Kamerabilder zu sichten, ein wirklich witziges Gadget.
07. Mai 2024
Während unser eigener Garten von rund einer Milliarde Schnecken genüsslich verspeist wird, haben wir zur emotionalen Beruhigung einen Ausflug in den botanischen Garten nach Münster gemacht. Dort waren wir zuletzt vor acht (!) Jahren und wollten seitdem immer mal wieder dort hin. Auch wenn ich nichts auf den botanischen Garten in Bochum an der wunderbaren Ruhr-Uni kommen lasse, hat auch der Münsteraner Garten einige mehr als nur schöne Ecken: Tolle Urzeitfarne, ein See inmitten blühender Stauden, und ein diesmal besonders beeindruckend blühender Steingarten. Falls jemand übrigens eine gute tierethische Lösung für das Schneckenproblem hat, möge er/sie sich bitte melden…








28. April 2024
Seit einiger Zeit haben wir regelmäßig Besuch von einem Entenpärchen – sie haben unseren („unseren“) Teich für sich entdeckt und tummeln sich gerne auch mal so in diversen Ecken des Gartens.



26. April 2024
Geschlagene vier Wochen hat mich ein „Infekt“ kaltgestellt (ich schreibe ihn mit Anführungszeichen, weil mir dieses kleine Wörtchen seit dieser Erfahrung viel zu harmlos scheint; man sagt „Ich hatte einen Infekt“ ja meist ganz so, wie man sagen würde „Ich habe mir einen Kratzer am Handgelenk zugezogen“ oder „Gestern bin habe ich mir einen Fingernagel eingerissen“). Und noch immer ist er spürbar – auf dem Rückzug zwar, aber noch präsent genug, um alles ein wenig mühsamer erscheinen zu lassen, selbst das Schreiben. Gefühlt schrumpft diese Zeit, die vier Wochen, die nun einfach verpufft sind, zu einem nebeligen, eintragsfreien Block im Kalender zusammen. Wie lange ich ‚weg‘ war, habe ich gemerkt, als ich wieder rausgehen konnte und feststellen musste (mit Freude natürlich): Das Grün der Pflanzen ist zurück. Selbst meine im letzten Sommer gepflanzten Bananenstauden haben den Winter überstanden und schlagen erneut aus.



15. März 2024
Für eine Aufnahme beim SRF war ich in Bern zu Gast und habe mir zuvor den dortigen Botanischen Garten und natürlich auch die Altstadt anschauen können – very impressive. Und sehr swizzy.
















02. März 2024
In diesem Sommersemester werde ich einen Beitrag schreiben, der einen phänomenologischen Schwerpunkt haben wird. Etwas genauer gesagt geht es darum, wie sich (vor allem: tier-)ethische und phänomenologische Fragen und Methodiken aufeinander beziehen lassen: Welchen Stellenwert hat unsere Erfahrung mit anderen Tieren für unsere Vorstellungen von Ethik? Wie reflektieren wir innerhalb der Ethik darüber, wie wir Tiere wahrnehmen, welche Erfahrungen wir mit ihnen machen und wie wir diese Erfahrungen zu Sprache bringen? Die Zeitschrift, für die ich diesen Beitrag (der aber erst 2025 erscheinen wird) schreibe, hat mir freundlicherweise gleich einen ganzen Stapel an Fachliteratur mitgeschickt:

19. Januar 2024
Nichts geht über den überraschten Gesichtsausdruck der Hühner im Schnee. Das sonnige Wetter lässt sie (und mich) die Kälte ein wenig vergessen. Zufällig habe ich dann beim Einsortieren der heutigen Fotos eine Aufnahme von Babette vom Mai letzten Jahres gefunden – unglaublich, wie winzig und dürr sie war. Manchmal kann man den gesamten Schrecken der Tierindustrie erst mit etwas Distanz erfassen…


15. Januar 2024
So ein Jahr wäre ganz schön, wenn man den Winterpart irgendwie überspringen könnte. Andererseits scheint mir der Sommer im Winter fast schöner zu sein als so oft in der Wirklichkeit. Es fällt schwer, sich zu entscheiden.


03. Januar 2024
Nun klafft eine auffallend große Lücke zwischen diesem Beitrag und dem letzten – ein halbes Jahr sogar, in dem viel passiert ist. Hermes ist im Oktober krank geworden, und leider nicht nur ein bisschen. Es fing zunächst ganz harmlos damit an, dass er beim Abendessen neben uns stand und plötzlich eine Zahnfleischblutung bekam, die nicht aufhören wollte. Weil unsere Haustierärztin schon im wohlverdienten Feierabend war, sind wir zu einer Notfallsprechstunde nach Dortmund gefahren, wo dann schnell klar wurde, dass die Angelegenheit bei Weitem nicht so harmlos war wie gehofft. Die Tierärztin sagte nur: „Es ist gut, dass Sie noch vorbeigekommen sind.“ Nichts, was man um elf Uhr abends und in einem Zustand wachsender Sorge wirklich hören möchte. Hermes‘ Blutgerinnung funktioniere nicht richtig, das war also klar. Der erste Verdacht war dann natürlich, dass er irgendwo/-wie Rattengift, dieses furchtbare Zeug, aufgenommen haben musste. Er bekam Vitamin K und die dringende Empfehlung, noch in derselben Nacht in eine Tierklinik zu fahren. Das habe ich dann getan, und er musste gleich dableiben. Auf der Rückfahrt habe ich mir dann abwechselnd große Vorwürfe gemacht (weil Hermes natürlich überhaupt nicht dortbleiben wollte) und mir immer wieder gesagt, dass er dort in guten, vielleicht den besten Händen ist. Der Anruf aus der Klinik am nächsten Morgen war dann niederschmetternd: Hermes habe quasi keine Thrombozyten mehr im Blutbild, also keine funktionierende Blutgerinnung. Ich verstehe schon, dass Tierärzt:innen sich in solchen Momenten auch absichern müssen („..ich will Ihnen ja keine Angst machen, aber…). Schön ist es trotzdem nicht, wenn man zu hören bekommt, dass er theoretisch jeden Moment innerlich verbluten könne. Auch die Ursachenforschung gestaltete sich kompliziert – alle im Blutbild erkennbaren Optionen wurden ausgeschlossen, aber eine klärende Knochenmarkspunktion war aufgrund der Thrombozytenwerte und dem Blutungsrisiko keine Option. Während es dann zunächst hieß, dass er noch nicht „Notfall genug“ sei, um eine Bluttransfusion zu bekommen, hieß es am nächsten Tag, dass er nun gewissermaßen „zu viel Notfall“ war, um noch eine Transfusion zu erhalten – auch hier sei das Risiko zu groß geworden. Parallel bekam er Cortison und Antibiotikum – die Medikation, die gegeben wird, wenn man nicht genau weiß, was der Grund ist.

Auf diese Kombi mussten wir dann unsere Hoffnung setzen. Ich habe meine Tage und Nächste damit verbracht, das zu tun, wovon einem üblicherweise abgeraten wird: Nämlich online nach Studien und Forschungsergebnissen zu vergleichbaren Fällen zu suchen. Nach dem vierten Tag in der Klinik war dann ein Gespräch mit der leitenden Oberärztin angesetzt. Wir sollten Hermes aus der Klinik abholen, ihm noch ein paar schöne Tage zuhause bereiten, und dann über eine Einschläferung nachdenken. Die Werte hätten sich nicht stabilisiert, weder das Cortison noch das Antibiotikum hätten Wirkung gezeigt. Er hatte noch immer genau zwei nachweisbare Thrombozyten im Blutbild (bei einem Referenzbereich von 140 – 520…); man vermutete eine akute Leukämie, also eine Ursache im Knochenmark. Hermes war nach den insgesamt 4,5 Tagen abgemagert, unendlich erschöpft und vollkommen blass; nur sein Unterbauch hatte großflächige lilafarbene Einblutungen unter der Haut. Alles schien völlig aus dem Ruder zu laufen. Die Medikamente bekam er vorläufig weiter. Und nach zwei Tagen zuhause zeigte sich dann, dass es ihm tatsächlich ein wenig besser – er hatte einen gesunden Appetit, lief freiwillig einige Runden durch den Garten. Seine Blutwerte hat dann unsere Haustierärztin mehrfach in der Woche kontrolliert – und während die sich die Thromboyten erholten, gingen die anderen Werte zunächst in den Keller, erholten sich dann aber ebenfalls. Seitdem bekommt er noch immer Cortison – viel weniger als zu Beginn, und wir reduzieren weiter, sofern es die Blutwerte erlauben. Dafür, dass wir uns geistig schon von ihm verabschiedet hatten, bin ich nun so unendlich glücklich darüber, dass er wieder hier und dem Augenschein nach auch gesund und munter ist. Die Diagnose „akute Leukämie“ konnten wir mittlerweile ausschließen, es scheint sich um eine Autoimmunerkrankung zu handeln – die bis dato mit dem kleinen Wörtchen „idiopathisch“ gekennzeichnet wird, was eigentlich auch nur ausdrückt, dass niemand so wirklich weiß, warum sein Körper plötzlich angefangen hat, gegen sich selbst zu kämpfen. Im Nachhinein scheint uns die Zeit im Oktober/November fast unwirklich, dunkel und traurig – was bei diesem unendlich unwahrscheinlichen Ausgang aber auch nur eine untergeordnete Rolle spielt.
11. Juli 2023
Langsam rückt das Semesterende in Sichtweite – noch ein paar Tage, dann endet der Vorlesungbetrieb erst einmal, um dann im Herbst aufs Neue zu starten. Dazwischen liegt meist eine ganz besondere Zeit, weil endlich Freiraum für eigene neue Schreibprojekte da ist. Eins steht gerade vor dem Abschluss – ein Band mit Essays und Aufsätzen zum Verhältnis von Tierethik und Ökologie. Und wenn der Sommer nicht zu heiß und unerträglich wird, dann sollte noch mehr möglich sein – (nicht nur) deswegen hoffe ich auf gemäßigte Temperaturen, die uns allen mehr Luft zum Atmen lassen als die vergangenen Hitzetage.
22. Juni 2023
Dieses seltsame Glück, wenn Artischocken im Garten wachsen – und die Kürbisse von Tag zu Tag größer werden…


21. Juni 2023
Gestern hatte mich ein hier nicht näher genanntes Online-Portal mit theol. Background um ein Statement zur Causa der irischen Kühe gebeten – long story short: Einen wirklich kritischen Kommentar wollte man dann offenbar doch nicht haben – erst wurde mein Text an wesentlichen Stellen geglättet, was mir dann nicht recht war, sodass der Text gar nicht gedruckt wurde. Zumindest hier sollen die paar Sätze daher ihren Ort haben – voilà:
Die irische Regierung erwägt die Tötung zehntausender Kühe aus Klimaschutzgründen – und es gelingt ihr damit, Tierschützer und Tiermäster gleichermaßen gegen sich aufzubringen. Grund genug, die Situation einmal genauer zu sondieren. Was genau passiert hier?
Es scheint mittlerweile zum Standardrepertoire der Politik zu gehören, Probleme ausgerechnet mit den Mitteln lösen zu wollen, die das Problem überhaupt erst ins Leben gerufen haben. Konkret heißt das: Man lässt tierliche Individuen in großen Zahlen vernichten, weil man merkt, dass die Folgen einer – durchaus auch religiös aufgeladenen – Ideologie, die Tiere zu vernichtbarem und ausbeutbarem Leben erklärt, in der Tat desaströs sind, und zwar für alle Beteiligten. Anstatt aber dieser verheerenden Ideologie selbst eine klare Absage zu erteilen, sie zu dekonstruieren, ihre religiösen Anteile aufzuarbeiten, und auch jene mit ihr verknüpften Industrien politisch zu delegitimieren, die die Ausbeutung von Tieren und Menschen (!) zur unhinterfragbaren Staatsraison erklärt, versucht man sich an kleinteiligen Anpassungen. Über die Bedeutungslosigkeit derartiger Maßnahmen könnte man schmunzeln, wenn sie nicht mit derartigem Leid verbunden wären. Der irische Plan ist Ausdruck einer grundlegenden politischen Haltung, die auch hierzulande zu beobachten ist: Es geht um Symptom-Bekämpfung, die sich einer Auseinandersetzung mit den eigentlichen Ursachen verweigert, und die eben diese Verweigerung zugleich als Aktionismus tarnt. Derartige Ansätze haben einzig und allein den Zweck, den status quo irgendwie retten wollen.
Deswegen ist es wichtig, die biopolitische Signatur derartiger Manöver zu durchschauen. Tiere werden – wie im Plan der irischen Regierung – geschlachtet, um zwei Dinge zu retten: Zunächst und allen voran die Schlachtindustrie selbst. Selbst Menschen, die sich vor den moralischen Forderungen durch Tiere vollkommen abschotten können, begreifen nun, dass die Verwandlung dieses Planeten in ein riesiges Schlachthaus wohl schon sehr bald in ein globales ökologisches Desaster führen wird. Weil man aber vom Töten nicht lassen will, weil auch religiöse Menschen ihr Selbstverständnis bis heute daran knüpfen, dass das Sterben anderer, vermeintlich minderwertiger Wesen ihre eigene vermeintliche Höherwertigkeit garantiert und insofern eine eminent psychohygienische und religiöse Funktion erfüllt, wird die einzig sinnvolle Option von Anfang an ausgeschlossen: Dem Wahnsinn der Tierindustrie, dem ewigen Schlachten endlich ein Ende zu bereiten.
Gerettet wird aber auch Verständnis von Ökologie, das ungebrochen anthropozentrisch verfasst ist und das es uns erlaubt, im Namen einer vermeintlich höheren – „ökologischen“ – Ordnung nichtmenschliche Lebewesen auch weiterhin zu töten, damit „unsere“ Ressourcen geschont werden. Dass der Mensch als Spezies selbst wohl die größte ökologische Katastrophe dieses Planeten darstellt, bleibt davon selbstverständlich unberührt. Die Tatsache, dass selbst die glühendsten Verfechter einer theologisch getrimmten Ökologie nicht gewillt sind, ihre vermeintlich „biozentrischen“ oder egalitär-ökologischen Forderungen, die sie lautstark gegenüber Tieren erheben, auch auf unsere eigene Spezies anzuwenden, gibt beredt Zeugnis davon. Sie haben das vorrangige Ziel, einer Apotheose der Gewalt an Tieren mit ökologischen Argumenten den Weg zu ebnen. Es ist deswegen ein Skandal, dass auch die Theologien diese Wiederkunft der scala naturae in Form heutiger Nachhaltigkeits- und Öko-Appelle nicht durchschauen und sich damit in den Dienst einer zutiefst unchristlichen Ideologie stellen, die das Töten Anderer zum Letzthorizont ihres Weltverstehens macht.
19. Juni 2023
Gestern mit der verrückten Idee eingeschlafen, es könnte vielleicht des Nachts regnen (immerhin war es mehrfach so angekündigt), nur um dann heute früh festzustellen: Nein, nichts. Immerhin grillt sich Deutschland an den Wochenenden unterbrechungslos selbst ins Delirium…
14. Juni 2023
Erinnert ihr euch noch an die kleine Helena, das winzige Huhn aus der Rettung Ende April? Damals sah Helena noch so aus:

Mittlerweile, keine zwei Monate später, hat sie sich regelrecht verwandelt – optisch, aber auch ihr ganzes Wesen ist viel ruhiger, entspannter und viel weniger ängstlich geworden. Sie ist jetzt zum ersten Mal wirklich Huhn.



Auch den anderen Hühnern geht es gut. Als ich heute früh die Tür zum Gehege geöffnet habe, rannte Evita (eins der weißen Hühner) schnurstracks zu unserer mittlerweile recht hohen Wildblumenwiese und verschwand dort für eine Weile. Nun eben habe ich dann auch den Grund dafür entdeckt:


04. Juni 2023
Künstlerisch (und technisch wohl vor allem) ist noch Luft nach oben zu erkennen bei den „Cyanotypien“. Ich musste etwas probieren, um überhaupt einige erkennbare Strukturen auf dem Papier abbilden zu können, aber langsam wird es besser…eine schöne Nebenbeschäftigung am Sonntag.

20. Mai 2023
Hühner haben einen recht ausgeprägten Hang zur Hygiene – mehrfache Staubbäder gehören da zur täglichen Routine. Am meisten Freude scheint die Prozedur zu bereiten, wenn gleich mehrere Hennen daran beteiligt sind. Gerne schläft man dann auch schon mal in der Badewanne ein, wer sollte es ihnen verübeln. Schlimm ist einzig die Vorstellung, dass unsere so vorbildliche deutsche Tierindustrie den Tieren selbst dieses basale Bedürfnis verwehrt. Als Lebewesen in den Händen der „wir-halten-uns-an-alle-Vorgaben“-Tierindustriellen zu landen, ist natürlich aus unzähligen Myriaden Gründen ein entsetzliches Schicksal. Sich nie waschen zu können, nicht einen Tag seines Lebens das tun zu können, was man gern tun würde – diese Zumutung ist erst recht in der unverschämten Selbstverständlichkeit, mit der Menschen andere Wesen zu diesem Dasein verurteilen, durchaus ein Akt, der kriminell genannt werden sollte.



17. Mai 2023
Wenn ich mit den Hunden im Garten bin, kommen die Hühner sicherheitshalber in ihr Gehege – dort hat die kleine Helena (die sich übrigens sehr gut entwickelt, immer entspannter wird und auch körperlich aufgeholt hat) entdeckt, dass man die ersten Knospen des Holunderstrauchs ganz prima abreißen und futtern kann…davon ist dieses kleine Video entstanden:
09. Mai 2023

Dieser Darwin-Moment funktioniert einfach immer wieder. Heute früh habe ich diese tote Hornissen-Königin im Garten gefunden – zersetzt von einem Pilz, ein Sterben vermutlich über Tage und Wochen, unbemerkt in einer Ecke des Gartens. „Nun zur theologischen Seite der Frage“, schreibt Darwin in einem Brief an Asa Gray – „dies ist mir immer peinlich. Ich bin verunsichert. Ich hatte nicht die Absicht, atheistisch zu schreiben. Aber ich gebe zu, dass ich nicht so deutlich, wie es andere sehen und wie ich es selbst gerne sehen würde, rings um uns her Beweise für Zweckbestimmung und Güte zu erkennen vermag. Es scheint mir zu viel Elend in der Welt zu geben. Ich kann mich nicht dazu überreden, dass ein gütiger und allmächtiger Gott mit Absicht die Schlupfwespen erschaffen haben würde mit dem ausdrücklichen Auftrag, sich im Körper lebender Raupen zu ernähren, oder dass eine Katze mit Mäusen spielen soll. Da ich daran nicht glaube, sehe ich auch keine Notwendigkeit in dem Glauben, dass das Auge bewusst geplant war. Andererseits kann ich mich keineswegs damit abfinden, dieses wunderbare Universum und insbesondere die Natur des Menschen zu betrachten und zu folgern, dass alles nur das Ergebnis roher Kräfte sei. Ich bin geneigt, alles als das Resultat vorbestimmter Gesetze aufzufassen, wobei die Einzelheiten, ob gut oder schlecht, dem Wirken dessen überlassen bleiben, was wir Zufall nennen könnten. Nicht, dass mich diese Einsicht im mindesten befriedigte. Ich fühle zutiefst, dass das ganze Problem für den Intellekt des Menschen zu hoch ist. Ebenso gut könnte ein Hund über den Geist Newtons spekulieren. jeder Mensch soll hoffen und glauben, was er kann.“
07. Mai 2023
In einem älteren, unscheinbaren Heftchen unseres Bücher-Tausch-Regals an der Uni gefunden – Dorothee Sölle über die Frage: Wer ist Jesus von Nazareth – für mich?. Er ist der, so Sölle, der „etwas älter als ich, mir immer schon einen Tod voraus ist. Der, etwas jünger als ich, verrückter, mir immer schon ein Wunder voraus ist. […] Er lässt es nicht zu, dass nur ein einziger Tag meines Lebens gering geachtet, sinnlos, ohne das große Experiment sei. Ich lerne von ihm, allen Zynismus zu überwinden. Diese Lektion finde ich heute am schwersten – es gibt überzeugende Gründe, Menschen zu verachten, es gibt großartige Gründe, mich selber zu verachten. Es gibt eine Versuchung, das Leben nur teilweise, nur ein Stück weit, nur unter Umständen zu bejahen. Er beschämt mich – meine endliche, ungeduldige, teilweise, oberflächliche Bejahung. Er lehrt mich ein unendliches, revolutionäres, nichts und niemanden ausschließendes Ja.“
03. Mai 2023
Mir ist aufgefallen, dass ich meist nur von den neu eingezogenen Tieren schreibe. Aber natürlich kennt das Zusammenleben nicht nur diese eine Richtung – genauso, wie Tiere hier einziehen, sterben sie irgendwann auch. Mit jedem Tier, das einzieht, zieht immer auch die Aussicht auf sein mal nahes, mal noch fernes Sterben wie ein ungeliebter Untermieter mit ein. Zuletzt ist Tiffi gestorben, eine braune Hybridhenne aus einer Hühnerrettung im Frühling 2021. Rechnet man die Zeit in der industriellen Tierhaltung mit ein, dann ist Tiffi insgesamt etwa mehr als drei Jahre alt geworden. Anfang Februar dieses Jahres wurde bei ihr ein Tumor festgestellt, der leider nicht operabel war. Mit guter Schmerzmedikation hatte sie dann – wider Erwarten – doch noch gut zwei Monate, mit einigen schönen, vorfrühlingshaften Sonnentagen. Eines Abends war dann aber klar, dass es nicht mehr ging; es ist ein bisschen seltsam, aber oft kann man das regelrecht sehen. Wenn ich „objektive“ Gründe dafür angeben müsste, dann würde ich sagen: Kein Tier wird eingeschläfert, das von sich aus noch essen will und/oder Interesse zeigt, sich zu bewegen. Aber der Grad ist immer mehr als schmal. Bei Tiffi war es dann irgendwann so weit, ich habe sie einschläfern lassen, bei einer unendlich großartigen Tierärztin. Ohne hier ins Detail gehen zu können/wollen: Ich rate allen, die mit Tieren zusammenleben und deswegen auch deren Sterben irgendwann einmal als Möglichkeit in Betracht ziehen müssen, sich damit auseinanderzusetzen, und zwar bevor der Ernstfall eintritt. Wichtig ist auch, sich gerade als Laie in die veterinärmedizinischen Hintergründe der verschiedenen Euthanasie-Mittel einzuarbeiten (Stichwort: Pentobarbital vs. T61). Letzteres Mittel ist für mich bei meinen Tieren jedenfalls keine Option.
Tiffi ist nun beerdigt – am Kirschbaum. In unserem Garten, der manchmal mehr Friedhof als Garten ist…und über dessen Belegung (alle † – bislang 18 Gräber! ) wir akribisch Buch führen, in Form einer Gräber-Gartenkarte:

29. April 2023
Eine liebgewonnene Gewohnheit von Hermes: Sich ins Bett tragen zu lassen. Reichlich praktisch, so ein eigener Mensch.

27. April 2023
Schon am Wochenende ist dieses kleine Video entstanden: Das erste Sonnenbad im Leben dreier kleiner Hühner…
26. April 2023
Am Wochenende sind vier Hennen eingezogen, zum Leidwesen der drei Hennen, die schon da waren und nun Haus, Hof und Garten teilen müssen. Man ist recht erbost. Aber das wird schon. Zwei der vier haben noch keinen Namen. Zwei der vier aber doch. Brunhild ist wehrhaft – den anderen Hennen gegenüber, mir gegenüber, und Abigail gegenüber. Allem, was ihr verdächtig scheint (die anderen Hennen, Abigail und ich) begegnet sie, indem sie erstmal drauflos pickt. Nicht richtig fies, aber deutlich genug. Ihr Gefieder war nicht so verdreckt wie das der anderen Hennen. Vermutlich hat sie sich in der grauseligen „Bodenhaltung“ gegenüber den anderen einigermaßen behaupten können und musste sich nicht auf die unteren Stangen zurückziehen. So konnte sie dem von oben herab fallenden Dreck ihrer Mitinsassinen entgehen. Anders die kleine Helena: Sie ist winzig, fast körperlich zurückgeblieben. Abgemagert und klapperdürr. Sie schreit aus voller Kehle, wenn die anderen sich ihr nähern, Ein Rätsel, dass sie überhaupt noch lebt. Die Tierindustrie weiß nun einmal, bis zu welchem Punkt sie die Tiere gnadenlos ausnutzen kann; bis auf die Minute scheint diese Nutzungsdauer vorausberechenbar. Effizienz, die das blecherne Bauernherz höherschlagen lässt. Was dann zurückbleibt, sind kleine klapperdünne Gespenster wie Helena, mehr Schatten als Huhn. Sie huscht vor allem weg, ist immer auf der Hut. Und sie ist aufmerksam: Seltsamerweise ist sie dann doch immer irgendwie in der Nähe, kommt sogar, wenn man sie leise ruft.









