Allgemein

Der aristotelische Zwetschgenkuchen. Einige kulinarische Erkundigungen über die antike Naturphilosophie (und ein Klassiker-Rezept)

Von einem lieben Nachbarn haben wir einen Korb Zwetschgen bekommen, und streng genommen gibt es dafür nur einen Verwendungszweck: Einen sauguten Zwetschgenkuchen. Man könnte dabei meinen, der Zwetschgenkuchen sei die moderne Rehabilitation der aristotelischen Naturphilosophie: Aristoteles hat bekanntlich behauptet, dass alle Dinge und Wesen auf ein Ziel hinstreben, das sie sich nicht selbst geben oder setzen können. Für moderne Ohren klingt solch ein metaphysisches Weltbild reichlich gewöhnungsbedürftig, aber der Zwetschgenkuchen beweist: Aristoteles hatte recht. Denn ganz offensichtlich gibt es nur ein Ziel für die Zwetschgen, und das ist dieser einmalige Kuchen. Woraufhin sollten diese hübschen, blauvioletten Früchte sonst hinstreben, wenn nicht in diesen Kuchen? Ob der gute alte Aristoteles wohl schon um dieses Rezept wusste? Sei es, wie es ist: Dieser Kuchen ist klassisch, einfach, unprätentiös, und vor allem: großartig. Spätestens dem ersten Stück ist dann auch klar: Der Kuchen hat einen nicht unbedeutenden Anteil am telos teleiotaton, dem größten bzw. höchsten Ziel überhaupt, nämlich dem Guten. Vor dem zweiten, spätestens dem dritten Stück fiel mir dann leider wieder ein, was Aristoteles über die Tugenden als dem Weg zu eben diesem Guten dachte: Die Mäßigung gehörte für ihn ganz klar dazu. Die Belegstelle aus der Nikomachischen Ethik reiche ich nach – hier zunächst das Rezept:

…Für eine Springform oder ein halbes Blech braucht man/frau: 1,5 kg Zwetschgen, 320g Mehl, 175ml lauwarme Sojamilch,50g Zucker,1 Würfel frische Hefe,70g Margarine (Alsan),1 Packung Vanillezucker,1 Prise Salz, ¼ TL Zitronenschale,¼ – ½ TL geriebene Muskatnuss.

Salz und Mehl in einer großen Schüssel mischen. Die Margarine schmelzen und in die (kalte oder lauwarme) Sojamilch rühren. Die Hefe in die Sojamilch-Margarine-Mischung bröseln, aber darauf achten, dass die Mischung nicht mehr heiß ist. Den Zucker ebenfalls einrühren.

pflaumenkuchen44

Zu dem Mehl noch 1 Pkg. Vanillezucker, eine Prise Salz, ca. ¼ bis ½ TL frisch geriebene Muskatnuss und eine Messerspitze geriebene Zitrone geben.

Anschließend werden das Mehl und die Sojamilch-Margarine-Mischung zusammengegeben und verknetet (etwas Ausdauer schadet nicht), bis ein ebenmäßiger Teig entsteht. Dieser muss jetzt an einem warmen Ort 60 Min. gehen, bis sich seine Größe etwa verdoppelt hat).

Den Backofen auf 180°C vorheizen. Unterdessen die 1,5kg Pflaumen waschen, halbieren und entkernen (wer mag, kann sie noch einschneiden: so, dass an einer der spitzen Unterseiten ein 1cm großer Schnitt bis zum Beginn der Lücke des Kerns entsteht).

Anschließend den Teig auf dem gefetteten Boden einer Springform verteilen, den Rand etwas hochziehen, aber darauf achten, dass der Teig am Boden nicht zu dünn ist. Danach die Pflaumen auf dem Kuchen verteilen, und zwar: sehr dicht nebeneinander, hochkantstehend und mit der eingeschnittenen Seite nach oben. Etwas Zucker und eine Prise frisch geriebenen Zimt über die Pflaumen geben und im Ofen ca. 40-45 Min. backen….

Nach dem Backen noch einmal etwas Zucker über die Pflaumen geben, und noch warm servieren.

1 Kommentar zu “Der aristotelische Zwetschgenkuchen. Einige kulinarische Erkundigungen über die antike Naturphilosophie (und ein Klassiker-Rezept)

  1. Oh wie schön. Den hat meine Oma saisonal immer gebacken…

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: